Frankfurter Rundschau
An das Gute denken
Es gibt viele Gründe, sich auf das Playoff-Viertelfinale der Lions gegen die Kölner Haie zu freuen
VON MATTHIAS KITTMANN
Genug der Trübsal, nur weil die Eishockey-Spieler der Frankfurt Lions in letzter Sekunde wegen eines nicht verwandelten Penaltys das Heimrecht für das Viertelfinale der DEL-Endrunde verpasst haben. Denn zum ersten Mal seit drei langen Jahren heißt es wieder in Frankfurt: It's Playoff-Time !
Es scheint eine typische Frankfurter Krankheit zu sein, im Angesicht eines Formtiefs gleich alles, was eigentlich gut gelaufen ist, in Frage zu stellen. Während es woanders heißt: Jedes Schlechte hat sein Gutes, wird es am Main andersherum formuliert: Jedes Gute hat sein Schlechtes. Statt sich also zu freuen, dass es am Mittwoch endlich in Köln für die Lions mit der Playoff-Runde losgeht, sah man am Sonntagabend von den Stehrängen bis zu den Vip-Plätzen nur griesgrämige Mienen und hörte pessimistische Kommentare à la: "Na toll, so wie die spielen, fliegen die gleich in vier Spielen raus." Kleinmut ist in Frankfurt ganz groß.
Keine Rede mehr davon, dass die Lions mit ihrem Sprung vom schlechtesten Team in der Vorsaison auf Platz fünf in der aktuellen Spielzeit die absolute Überraschungsmannschaft der DEL sind. Keine Rede mehr davon, dass in Pat Lebeau der Topscorer der Liga (69 Punkte) in Frankfurt spielt, der vom Fachmagazin Eishockey News gerade nicht nur zum besten Außenstürmer, sondern auch zum Spieler des Jahres gewählt wurde. Zudem heimste Lions-Abwehrspieler Peter Ratchuk die Auszeichnung "bester Verteidiger" und Coach Rich Chernomaz die als "Trainer des Jahres" ein. Mehr Preise dieser Art hat in der Vergangenheit noch kein DEL-Club abgeräumt. Und es ist auch keine Rede mehr davon, dass die Lions ihr Publikum über weite Strecken mit tollem Eishockey begeistert haben, wie man es lange nicht mehr gesehen hatte. Stattdessen wird noch vor dem ersten Playoff-Bully der Stab gebrochen: "Die sind satt", "die kämpfen ja gar nicht", "die sind jetzt schon zufrieden". Mit so einer Haltung kann man sich jeden Playoff-Spaß verderben.
Ähnlich wie im Jahr 1999
Dabei gibt es viele Gründe, sich auf die Serie gegen Köln zu freuen. Denn das beste Playoff-Eishockey, das die Lions bis dato seit ihrem Bestehen geboten haben, war ausgerechnet gegen die Haie. Wie oft hat sich so mancher Fan in den trostlosen Wintern der vergangenen drei Jahre jenes Video aus dem Regal gezogen mit der Aufzeichnung des fünften und entscheidenden Spiels im Viertelfinale 1999, als die Lions mit Torhüter Jukka Tammi, Offensivverteidiger Chris Snell und Extrem-Stürmer Len Barrie die Kölner in einem begeisternden Kampf schließlich im Penaltyschießen niederrangen. Intensives Eishockey vom Feinsten und Spannung bis zum Herzrasen - Playoff-Eishockey eben.
Damals waren die Lions ebenfalls krasser Außenseiter und hatten keinen besonders tollen Ausgang der regulären Saison. Duplizität der Ereignisse: Auch 1999 standen die Lions um Weihnachten ganz oben, waren sogar wochenlang Tabellenführer mit elf Punkten Vorsprung. Nach einer Negativserie von sieben Niederlagen aus acht Spielen (jetzt: sieben aus neun) löste sogar Ricki Alexander "Trainager" Bernie Johnston als Coach ab, und die Lions retteten sich noch in die Playoff-Runde.
Das war auch keine gute Voraussetzung, denn die Mannschaft war verunsichert. Dennoch sprang der Funke gleich im ersten Spiel über, als die Lions in Köln schon mit 1:4 zurücklagen und die Partie noch mit 5:4 umbogen. So ist die Aussage von Trainer Rich Chernomaz, "in den Playoffs geht alles bei null los, da ist es egal, ob du vorher gewonnen oder verloren hast", nicht nur als Pfeifen im Walde zu deuten. Entscheidend ist nicht der vergangene Sonntag, sondern ob die Lions-Akteure am Mittwoch bereit sind. Das zählt und sonst nichts
Gruß Met
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